Wohnungslos in deutschland

wie kam es dazu, dass ich mittlerweile seit fast 3 Jahren wohnungslos in Deutschland lebe?

Reisen wir etwas in der Zeit in das Frühjahr 2019. Meine Ausbildung zur Fotografin ist fast beendet und ich habe Reisepläne für die Zeit danach. Wie das so mit einem Azubigehalt ist, ist das nicht besonders üppig und so beschließe ich (in meinem naiven Dickkopf ) ganz einfach 4 Monate vor der Reise schon in meinen Bulli einzuziehen. So spare ich die Miete von 450€. Ich meine come on, es ist Sommer . So bekomme ich also 1800€ auf einen Schlag zu meinem Reisebudget. Wie viel das für eine Bullireisende sein soll, werde ich erst viel später herausfinden.

Aber was ist mit Hygiene und Toilette?

Dazu muss ich sagen, dass ich sowieso 80% des Tages in dem Fotostudio verbringe, da es dort ein Badezimmer eine voll ausgestattete Küche und Strom gibt. Warum soll ich also noch eine Wohnung unterhalten um nur noch zu schlafen? Es ist doch eh viel schöner im Sommer am See. Diese luxuriöse Kombination verschafft mir einen ziemlich zauberhaften Sommer mit unendlich viel Zeit. Ja Zeit! Kein aufräumen, staubsaugen, großeinkaufen, bad putzen mehr., dafür aber mehr Sonnenauf- und Untergänge, Zeit für mich und Freunde und die Planung für meinen ersten Solo Roadtrip… eigentlich mein erster Trip überhaupt. Abgesehen von einem Menorcaurlaub als ich 5 war (mit wahnsinnigem Heimweh & abendlichen Heulkrämpfen) gibt’s auf meiner Reisehistorie so gar nichts zu sehen.

Der Luxus von kostenlosen Stellplätzen

Die Miete einsparen ist ein wahnsinnig großer Schritt auf eine Reise hinzu, das Budget wächst enorm und die Reiseplanung wird deutlich entspannter. Doch irgendwo musst Du ja auch leben, nicht war? Wohnungslos zu sein bedeutet ja nicht, dass du nirgendwo lebst. Wir (Vanlifer) können uns nicht einfach so an den Straßenrand oder den Wald stellen und hoffen, dass das niemandem 4 Monate lang auffällt.
Hier ist mein Glück, dass in meiner Stadt ein kostenloser Stellplatz ist, mit nettem Blick auf die Weser und anderen Campern. Da ich keinen Strom und Wasser nutze, zahle ich hier nichts. Abgesehen davon , dass es sich hier um einen öffentlichen Parkplatz handelt und nächtliche Tuningtreffen und hirnverbrannte Kreiselzieher ihr Unwesen treiben ist es hier ganz nett. Tipp hier: Wenn du nicht so ein dickes Fell und absolut tiefen Schlaf wie ich hast, investiere vielleicht doch die 10-20€ am Tag für einen Campingplatz oder Frage bei Bauern, Freunden und Familie nach.

was erwartet mich wieder zurück in Deutschland?

So, die 4 Monate sind um, die Möbel verpackt & eingelagert und ich bin also jetzt auf dem Weg nach Spanien. (den kompletten Reisebericht gibt’s bald hier) Was mich dort erwartet, habe ich mir einfach niemals so ausgemalt. Diese innere Reise hat viel mehr für mich bereit als ich vor 6 Monaten (bei Abreise) bereit war auch nur zu Denken. Ihr merkt, ich habe einen Zeitsprung gemacht.

Nun sitze ich also wieder im kalten Deutschland nach 6 Monaten sorgenloser, intuitiver Freiheit, mit tiefen Begegnungen , malerischen Sonnenaufgängen und stundenlangen Kaffegesprächen auf der Bullitreppe mit Fremden, die zu Freunden wurden. Ich fühle mich von meiner Gang getrennt, vom echten Leben entrissen. Warum bin ich nochmal zurück gefahren? Achja, ein neuer Arbeitsvertrag. Mega Karrierechancen.

„ich habe eine Sinnkrise“

Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass es März 2020 ist und die Covid-Welle kurz nach mir auch in Deutschland ankam.Die Angst war aber auch schon vor mir da. Ich sitze also Isoliert (weil aus dem Ausland eingereist) für 14 Tage in meinem Bulli unter einem Himmel, der den ganzen Tag nur graue Suppe kocht. Das war nicht besonders förderlich für einen guten Start.
Wer bin ich denn jetzt eigentlich? Bin ich immernoch die gleiche Kati, die vor 6 Monaten losgefahren ist? Definitiv: NEIN! Aber wer bin ich? Kurzum: Ich habe eine Sinnkrise.

Wiedereingliederungsmaßnahme : Zurück in das System Berufsalltag.

Wer mich kennt würde mich wohl als nicht besonders arbeitswütig beschreiben. Das hat sich auf der Reise auch nicht verändert. Jetzt soll ich also eine Studioleitung übernehmen, direkt nach der Ausbildung ohne meinen Ausbilder bzw. Mentor an der Seite. Ich fasse es kurz: Hätte ich gewollt, hätte es funktioniert. Aber das einzige was in meinem Kopf herumschwirrt ist Freiheit. Sie schreit und Boxt gegen Wände, Tritt und wirft sich auf den Boden. Wir sind gefangen. Im System. Ok also fangen meine Freiheitsliebe und ich an nach nur 3 Monaten Ausbruchspläne zu schmieden.
ich schweife ab.

Kurzum: wir suchen uns keine Wohnung. Dachte ich. Dann war aber ja noch das Projekt größerer Bus im Hinterkopf. Noch so eine Reise mit einem T4 ist echt eine Herausforderung. Ich will on the Road leben, mein ganzes Hab und Gut mitnehmen und dann Ciao! Tschüssikovski, auf nimmerwiedersehen! (zumindest vorerst)Gesagt getan, der T4 wird verlauft und bringt durch den guten Zustand ordentliches Kapital für ein neues Zuhause. Sprinter sind spießig, Neue Technik unpraktisch in fernen Ländern. Es wird also ein… Restaurationsprojekt aus 1971.


„Kati, hast du Sie noch alle?!“ – „yo, nur schnell ein Jahr arbeiten und Geld reinstecken, ich verdien’ doch gut! und dann los!“ – Nagut ok.


Den gleichen Winter….


Von November bis März beziehe ich eine Wohnung. Ich musste mal kurz zur Ruhe kommen. Ich muss sagen ich bin ziemlich ausgelaugt. So ein Leben auf der Überholspur und „nur mal eben“ Mentalität rädert ganz schön.
Kurz Luft geholt und die einzigartige Möglichkeit bekommen auf einen Wagenplatz zu ziehen. Das perfekte Mittelmaß zwischen Wohnung und Freiheit. Doch den Job habe ich geschmissen. Kein Geld der Welt kann mich 8h gefangen halten, Worte wie Minusstunden und Ausgleich stoßen mir bitter auf. Also tschüss gutes Gehalt, hallo Freiheit. Nun stehe ich noch vor dem Problem, dass ich wieder am Arsch der Erde Wohne und ein Auto brauche. Ein günstiges Soll es sein, aber eins mit dem ich alle Baumaterialien für den Bus transportieren kann. Vielleicht in Kangoo? Naja, es wurde ein T4… der natürlich ausgebaut wird. 😀

…1 Jahr später…


Ich suche mir eine Wohnung in einer neuen Stadt, ein neues Jobangebot..das Ende vom Lied: ich schmeiße nach nur 3 Monaten und bin wieder wohnungslos. Ok ich habe es endgültig eingesehen: Wegfahren ist das Ziel, nicht sesshaft werden. Also, der große Bus ist noch nicht ready aber noch einen Winter verbringe ich nicht in Deutschland. Dann muss wohl der t4 herhalten..

Die Last der Möbel….

In der ganzen Zeit habe ich immer mehr meiner Möbelstücke verkauft bzw. verschenkt. Sodass ich jetzt zu diesem Zeitpunkt des Artikels nur noch eine Nähmaschine und einige Kisten besitze. Der Weg zum dauerhaften Leben im Camper ist in meinem Fall irgendwie so passiert. Dass ich dabei wohnungslos unterwegs bin liegt wohl auch daran,dass ich hauptsächlich bei Familie und Freunden (mit sehr großem Grundstück bin) und keine Dringlichkeit einer Wohnung besteht. Ich habe es nicht geplant aber im Innersten schon nach meiner Rückkehr gewusst.

1 Kommentar zu „wohnungslos in Deutschland“

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